Das Wort 'Gedancken' bei Wolff

Im 3. Capitel der Deutschen Metaphysik mit dem Titel Von der Seele überhaupt, was wir nehmlich von ihr wahrnehmen. schreibt
Christian Wolff :


§ 194. Wenn wir gedencken und nicht gedencken.
Ich habe schon oben erinnert, was das erste ist, so wir von unserer Seele wahrnehmen, wenn wir auf sie achte haben, nehmlich daß wir uns vieler Dinge als ausser uns bewußt sind. Indem dieses geschiehet, sagen wir, daß wir gedencken, und nennen demnach die Gedancken Veränderungen der Seele, deren sie sich bewußt ist. Hingegen wenn wir uns nichts bewust sind, als z.E. im Schlafe, oder auch wohl zuweilen im Wachen es davor halten, pflegen wir zu sagen, daß wir nicht gedencken.

§ 195. Woraus wir die Gedancken erkennen.
Solchergestalt setzen wir das Bewust seyn als ein Merckmahl, daraus wir erkennen, daß wir gedencken. Und also bringet es die Gewohnheit zu reden mit sich, daß von einem Gedancken das Bewust seyn nicht abgesondert werden kan. Es ist aber keine Ursache vorhanden, warum wir von der Gewohnheit zu reden abweichen wolten. Unterdessen müssen wir uns in acht nehmen, daß wir deswegen nicht setzen, könne die Seele weiter keine Würckung, als Gedancken haben.



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